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Eine Weihnachtsgeschichte

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Eine Weihnachtsgeschichte

Tuffi und Fips gewinnen neue Erkenntnisse

 

Fips, der kleine Mausejunge hüpfte gut gelaunt in das Aussengelände des Elefantenhauses, um  seine Elefantenfreundin Tuffi zu besuchen. Er piepste fröhlich vor sich hin, verstummte aber sofort, als er Tuffis Gesicht sah. Sie blickte  ärgerlich vor sich hin, das kam sehr selten vor und ließ Fips verstummen. Fips tastete sich Schritt für Schritt vor und machte vorsichtig auf sich aufmerksam. Tuffi sah ihren kleinen Freund und lächelte. Fips atmete auf, offensichtlich war nicht er der Grund für Tuffis schlechte Stimmung.
„Hi Tuffi“, begann Fips das Gespräch, „du siehst ganz schön sauer aus, magst du erzählen, was dich ärgert?“

Tuffi grummelte etwas Unverständliches vor sich hin, offensichtlich brauchte sie noch etwas Zeit, um sich zu sammeln. Doch plötzlich trompetete sie los: „Es ist einfach ungerecht. Ich habe Ärger bekommen, dabei geschieht es ihm doch ganz recht…“
Fips verstand nur Bahnhof. Was war mit Tuffi los? So kannte er sie gar nicht. Fips setzte sich auf seinen Lieblingsstein, sah Tuffi mit seinen runden Knopfaugen an und gab ihr Zeit. Fips war ein großartiger Zuhörer. Oft brachte er Tuffi dazu neue Gedanken zu entwickeln, manchmal vergaßen sie die Zeit und alles andere um sie herum, so vertieft waren sie ins Gespräch. Diesmal schien es anders zu sein. Tuffi machte wieder eine Pause. Fips verfügte über viel Geduld, er konnte auch dann noch warten und zugewandt da sitzen, wenn andere Mäuse schon ungeduldig wegrannten.

Sein Warten lohnte sich, Tuffi holte erneut Luft und begann endlich zu erzählen. „Also“, schnaubte Tuffi, „jeden Morgen geht Fred ,der Affenpfleger, hier vorbei. Er hat oft Bananen bei sich und manchmal gibt er meiner Tante eine Banane. Auch die anderen Elefanten bekommen öfter etwas von ihm zugesteckt. Ich aber noch nie. Das ist doch voll gemein.“

Fips schaute Tuffi an und begann zusammen zu fassen, was er verstanden hatte. „Also, du ärgerst dich, weil Fred den anderen Elefanten ab und zu Bananen gibt und du noch nie etwas von ihm bekommen hast?“ „Ja“ jammerte Tuffi, „und dann bekomme ich auch noch Ärger, dabei war er selbst schuld.“ „Du hast Ärger bekommen…“, hakte Fips vorsichtig nach.

„So richtig“ schimpfte Tuffi, „ich musste in den Stall und darf nicht mehr draußen sein, wenn Fred vorbei kommt.“ „Hm“, Fips räusperte sich. „Ich glaube ich habe es noch nicht verstanden. Tuffi, magst du mir genau erzählen was passiert ist?“

„Ok“, sagte Tuffi, „also du weiß ja schon, dass ich von Fred keine Bananen bekommen habe und da war ich sauer. So sauer, dass ich mit meinem Rüssel einen Stein genommen habe und ihn auf Fred geschleudert habe.“
„Uff“ machte Fips, „jetzt verstehe ich, deshalb musstet du dann in den Stall.“
„Ja“ sagte Tuffi, „ganz alleine. Das war so schlimm, ich habe gehört wie die anderen Elefanten draußen Spaß hatten. Die Weihnachtsbäume im Außengelände wurden von den Elefantenpflegern und Kindern, mit Äpfeln, Möhren und Brot geschmückt. Nach dem Schmücken dürfen wir Elefanten ins Außengelände und die Köstlichkeiten vom Baum naschen. Darauf freuen wir uns das ganze Jahr und ich musste alleine im Stall sitzen.“
„Da bist du sicher sehr traurig gewesen“, meinte Fips und sah wie Tuffi nickte. „Sag mal Tuffi“, meinte Fips, „hast du eine Vermutung, wieso Fred dir noch nie Bananen gegeben hat?“

Tuffi überlegte, „hm, vielleicht kann er uns Elefanten gar nicht unterscheiden. Das kann nämlich nicht jeder. Für manche Menschen sehen wir ganz gleich aus.“
„Ah“ sagte Fips, das wäre eine Möglichkeit, er weiß vielleicht gar nicht, dass du noch nie etwas bekommen hast?

„Möglich“, sagte Tuffi und überlegt weiter. „Ich bin noch nie zu Fred hingegangen, so wie die anderen Elefanten. Vielleicht denkt er, dass ich gar keine Bananen mag? Oh, vielleicht habe ich ihm Unrecht getan, als ich ihm unterstellt habe, dass er mir absichtlich keine Bananen gab.“

„Das wäre tatsächlich eine Erklärung“, meinte Fips, „weißt du Tuffi, jedes Lebewesen tut das Beste und Schönste was in diesem Moment möglich ist und vielleicht hat Fred wirklich gedacht, dass du keine Bananen möchtest, oder er konnte euch nicht unterscheiden, oder, oder…ich kann mir nicht vorstellen, dass er es absichtlich gemacht hat, um dich zu ärgern.“

„Oh“, sagte Tuffi, wenn das so ist, tut es mir leid, dass ich den Stein geschleudert habe.“

„Na ja“, fiel Fips ein, „du hattest einen Grund, du warst sauer und wolltest auch beachtet und gesehen werden.“„Ja“, sagte Tuffi, ich habe es mehrere Tage ausgehalten, aber dann war es zu viel und ich habe den Stein genommen. Und dann habe ich Ärger bekommen.“ „Was ist denn genau passiert“ fragte Fips. „Nun ja, der Stein hat Fred am Arm verletzt. Er war total sauer und hat mit den Elefantenpflegern geschimpft. Sie wären schuld, weil sie das Außengelände nicht nach Steinen abgesucht hätten und sie würden ja wohl ihren Job nicht gut machen, weil sie uns Elefanten nicht im Griff hätten. Das führte dazu, dass die Elefantenpfleger auf mich wütend waren und so landete ich am Ende in Stall.“ „Oh weia“, meinte Fips, „da war ja echt was los bei euch.“

„Ja“, sagte Tuffi, „und es ist doch so ein Quatsch diese Schuldfrage zu stellen. Immer soll jemand schuld sein und wird bestraft, dass macht es doch noch viel schlimmer. Ich wollte Fred nicht weh tun, aber in dem Moment konnte ich irgendwie meiner Wut nicht anders Luft machen. Es ist dann so passiert. Das wollte ich wirklich nicht. Ich war danach selbst traurig, aber dann, musste ich mit meiner Traurigkeit auch noch alleine im Stall sein.“

„Das stimmt“ pflichtete Fips ihr bei, „niemand sollte mit Traurigkeit oder Wut alleine bleiben müssen. Ja, es wäre echt gut, weniger an „Schuld“ zu denken und mehr nach dem „möglichen Grund“ zu forschen. Denke ich in solchen Situationen darüber nach, weshalb sich mein Gegenüber vermutlich so verhalten hat, kann ich mich in den anderen einfühlen und Verständnis entwickeln. Wenn ich Verständnis zeige, heißt das nicht, dass ich mit dem Verhalten des anderen einverstanden bin.“

„Ja, das ist eine gute Möglichkeit mit dem anderen in Verbindung zu gehen“, sagte Tuffi, „ich versuche mein Gegenüber zu verstehen, denn jedes Verhalten geschieht durch einen sogenannten „Guten Grund“. Vielleicht hat Fred uns die Bananen geschenkt, weil er Elefanten mag.

Vielleicht hat Fred gar nicht bemerkt, dass ich noch nie Bananen bekommen habe. Vielleicht hat Fred gedacht, dass ich gar keine Banane möchte.“

„Genau“ ,sagte Fips, „du hast gedacht, Fred würde dir absichtlich nichts geben und deine Bedürfnisse nach Gerechtigkeit, Gesehen und Wahrgenommen werden, waren unerfüllt. Dadurch bist du sauer geworden und wusstet nicht, was du tun kannst, damit deine Bedürfnisse erfüllt werden. Deine Wut war so groß, dass du dann den Stein geschleudert hast. Anschließend, tat es dir leid, aber dann war kein Raum mehr für dich da, das zu sagen, denn inzwischen gab es auch einen Streit zwischen Fred und den Elefantenpflegern.“

„Ja, so war es“, sagte Tuffi, „und Fred, war wahrscheinlich sauer, weil er sich weh getan hat und weil seine „gute Absicht“, uns Bananen zu geben, von mir nicht wertgeschätzt wurde. Statt ihn freundlich zu begrüßen, habe ich den Stein geworfen.“

„Das kann gut sein, Tuffi“, sagte Fips, „auch Freds Bedürfnis nach Anerkennung, Wertschätzung und Freundlichkeit wurden nicht erfüllt. Schließlich hat er seinen Ärger an die Elefantenpfleger weitergegeben.“

„Oh ja“, schniefte Tuffi, „die Elefantenpfleger waren dann sauer auf mich und so musste ich in den Stall. Was für eine Verkettung unglücklicher Ereignisse. Es fing alles mit den Bananen an. Ich hätte mich bemerkbar machen können bei Fred. Das habe ich irgendwie nicht geschafft und hätte seine Unterstützung gebraucht.“

„Fred konnte sie dir aber nicht geben, er hätte selbst Unterstützung gebraucht.
Die Elefantenpfleger könnten euch miteinander bekannt machen und Fred erklären, welche Vorlieben ihr habt und worin ihr euch unterscheidet. Sie könnten ihm auch zeigen, wie er sich verhalten kann, wenn er am Elefantenhaus vorbei geht, vielleicht ist Fred auch unsicher“, schloß Fips, das Thema ab.

Tuffi grummelte noch etwas. Der Konflikt hatte sie sehr mitgenommen und erschöpft. Es tat ihr gut mit Fips zu sprechen, ihrem Freund, der es auf eine besondere Weise verstand, sich in sie einzufühlen.

Die Beiden kuschelten sich aneinander und saßen einfach nur da und betrachteten die Weihnachtslichter. Sie brauchten jetzt keine Worte mehr, es war alles gesagt und sie genoßen die Stille miteinander, so wie es nur Freunde tun können…

 

Wir wünschen besinnliche Feiertage mit vielen wunderbaren Momenten und einen schönen Start in das neue Jahr.