Warenkorb

Tuffis Traum – Eine Weihnachtsgeschichte

Elefant sitzt auf einer Wolke im Sternenhimmel

Tuffis Traum – Eine Weihnachtsgeschichte

Tuffi und Fips trafen sich wie so oft im Elefantenhaus. Der Wind war heute heftig und beide verspürten keine große Lust ins Außengelände zu gehen. Tuffi saß mit gekreuzten Beinen auf einem Strohballen. Dieser Anblick zauberte Fips ein Lächeln in sein Mausgesicht. So hatte er seine Freundin noch nie sitzen sehen, bei Mäusen war das ja ein üblicher Sitz . . . aber bei Elefanten? Tuffi war in Gedanken versunken, blickte aber auf als sie Fips erblickte. „Stell dir vor“ prustete sie sofort los „Ich hatte einen ganz langen und ungewöhnlichen Traum. Möchtest du ihn hören?“ Natürlich wollte Fips das, obwohl er ein wenig beleidigt war, dass Tuffi ihn noch nicht einmal begrüßt hatte. Diese Stimmung hielt bei Fips jedoch nie lange an und so streckte er seine interessierte Mausenase in Tuffis Richtung.

. . . und Tuffi begann ihren Traum zu erzählen:

„Also . . .“ setzte sie bedeutungsvoll an. Fips wurde etwas kribbelig, er kannte Tuffi und wusste, dass es nun kompliziert werden könnte. So rückte er sich noch einmal zurecht, um in einen optimalen Aufmerksamkeitszustand zu gelangen. „Es war so“, sagte Tuffi und endlich kam sie in den Redefluss:

>Der Traum handelt von den Menschen. Die Menschen lebten in einem reichen Land, es herrschte Überfluss. Es gab genug für alle zu essen, aber das viele Essen war nicht gleichmäßig verteilt. Manche Menschen hatten viel zu viel und das Essen landete in der Mülltonne und andere wiederum viel zu wenig. Aber davon will ich nicht erzählen…wo war ich noch, ach so ja.. Also, den Menschen ging es gut. Sie hatten Autos, so viele, dass die Straßen verstopften und es jeden Tag lange Staus gab und sie hatten alle Möglichkeiten die Welt zu bereisen. Jeden Tag donnerten die Flugzeuge über den Wolken in alle Länder. Viele Menschen reisten an das andere Ende der Welt, sogar für nur wenige Tage flogen manche an die weißen Strände mit Palmen. Die Menschen hatten allen Grund glücklich zu sein, aber waren sie es auch wirklich? Umso mehr Möglichkeiten sie hatten, alles zu tun, was ihnen scheinbar Spaß machte, desto schwieriger war es für sie, das was sie hatten, auch zu lieben. Sie wollten immer mehr, immer höher, schneller und weiter. Bei vielen wurden die Autos größer und die Reisen exotischer. Sie suchten den Kick im Bungeespringen, Autorennen fahren, in Vergnügungsparks und anderen Tätigkeiten, die ihnen für kurze Zeit eine Scheinwelt vorgaukelten. Sie waren ständig auf der Suche nach dem Glück.

Doch sobald der Kick nachließ, war die Leere da, die sich nur durch mehr füllen ließ, durch mehr und extremere Aktionen. Es war das Rennen und Jagen nach mehr Adrenalin, bis den Menschen davon schwindlig wurde.  Die Kinder wurden so groß und fanden dieses Leben normal. Sie konnten einfache Dinge nicht wertschätzen und sie verloren den Blick für das Wesentliche, nämlich für die Freundschaft und die Liebe. Die Menschen liefen im Hamsterrad ohne es zu merken und während sie so liefen, passierte etwas, was niemand auch nur annähernd geahnt hatte. Es kam ein kleines Virus mit großer Wirkung. Das Virus verbreitete Angst und Schrecken und zwang die Menschen zu einer Pause. Diese Pause schien etwas zu verändern. Es wurde still. Die Flugzeuge verstummten, jedoch sangen die Vögel umso lauter. Sie jubilierten, weil sie plötzlich wahrgenommen und gehört wurden, die Menschen bleiben zu Hause und spürten, was ihnen wirklich wichtig ist. Sie verbrachten plötzlich Zeit mit ihren Kindern und waren überrascht, welche Entwicklungsschritte sie jetzt bewusst erleben durften. Und sie kochten zusammen, spielten und lachten.

Einige Menschen entdeckten die Natur direkt vor der Haustür und waren erstaunt, wie schön es ganz in ihrer Nähe ist. Sie begannen zu schätzen was sie hatten und waren solidarisch und hilfsbereit. Sie kauften für alte und kranke Nachbarn ein, sie taten alles, um andere Menschen zu schützen. Es keimte eine Hoffnung auf,. Die Hoffnung, dass dieses Virus nicht umsonst gekommen ist, dass dieses Virus den Menschen eine Botschaft schickt und dass alle zusammenhalten, um diese Situation zu meistern und gestärkt daraus hervorzugehen. Es entstand ein neues WIR-Gefühl, welches den Menschen abhanden gekommen war. Dann nahm die Zahl der Ansteckungen ab und mit dem Alltag wurden auch die Sehnsüchte wieder geweckt. Die alten Gewohnheiten setzten sich durch und dann kamen auch die Gier und die Macht zurück. Es gab Ausbeuter, die Menschen unter unwürdigen Bedingungen für einen Hungerlohn arbeiten ließen. Diese Menschen bekamen das Virus, welches sich schnell ausbreitete. Viele Menschen wollten auf nichts verzichten, sie reisten wieder und trugen das Virus zurück ins Land und andere feierten große Feste und verbreiteten das Virus ungebremst. Irgendwann kam der Punkt, an welchem klar war, dass es so nicht weiter gehen kann.<

Fips hatte rote Ohren vom Zuhören, so aufgeregt war er. Er hatte bisher keinen Pieps von sich gegeben, doch nun war der Zeitpunkt gekommen. Er rief:“Tuffi, das ist ja spannend wie ein Krimi. Was für ein Traum, so was kann es doch gar nicht geben. Was du so träumst“… Tuffi saß still da und sagte dann.“ Weißt du Fips, ich habe noch nie so klar geträumt, es war wie Wirklichkeit. Ich habe alles so genau gesehen und es hat mich den ganzen Tag beschäftigt. Danke, dass du mir zuhörst.“ „Los komm“ sagte Fips „Dann erzähl weiter. Also die Menschen erkannten, dass sie nun handeln mussten?“ „Ja, sagte Tuffi, immer mehr Menschen wurden krank und die Krankenhäuser füllten sich wieder, dass konnte nicht weiter ignoriert werden.“ „Warte, ich rate“ sagte Fips… „Die Menschen wollten nicht noch mal auf alles verzichten?“ „Ja so ähnlich, aber viel komplizierter“ sagte Tuffi „Das Virus hatte die Ungleichheit noch schlimmer gemacht und auch die Unzufriedenheit der Menschen. Es gab Menschen, die weiterleben konnten wie immer, sorgenfrei, ohne Nöte und andere hatten von jetzt auf gleich keine Arbeit mehr.“ „Na, das ist doch leicht, wer viel hat, gibt an die, die wenig haben ab“ meinte Fips „So leicht war es nicht in meinem Traum“ sagte Tuffi. „Die, die viel hatten, wollten das auch behalten und wurden unruhig.

Dann gab es auch die Menschen, die unglaublich schwere Arbeit taten. Sie arbeiteten den ganzen Tag in Schutzkleidung, die sie kaum atmen ließ, manchmal 12 Stunden am Tag. Sie verdienten wenig und wurden teilweise noch beschimpft, weil Nachbarn Angst hatten, dass sie das Virus ins Haus tragen könnten. Das Virus schürte neben der Angst auch Missgunst und Neid. Die Menschen wurden täglich unzufriedener und zunehmend schwand die Hilfsbereitschaft.  Einige Menschen sahen nicht ein, ihre Bedürfnisse für alte oder kranke Menschen einzuschränken. Es gab Unruhen, Menschen gingen auf die Straße, um ihren Unmut zu äußern.“

„Tuffi“ piepste Fips „Du hast den Faden verloren, du wolltest erzählen, was  passiert ist, als klar war, dass die Ausbreitung es Virus nun massiv eingeschränkt werden musste.“ „Stimmt“ sagte Tuffi „Tut mir leid, der Traum war so detailreich, dass ich manchmal vom Weg abkomme, weil ich alles mitteilen möchte.

Du fragst, was dann passiert ist. Das ist die gute Frage. Also, in meinem Traum haben die Politiker etwas beschlossen, was nicht für alle Menschen logisch war. Einige Menschen haben den Glauben an die Politiker verloren. Sie waren sich nicht sicher, ob diese ehrlich mit ihnen waren, denn sie verstanden die Maßnahmen nicht. Die Politiker schickten die Menschen wieder in einen Lockdown, einen sogenannten Lockdown light“ erzählte Tuffi.

„Das klingt doch so, als hätte das Virus dann kein Chance mehr.“ „Nun ja“ sagte Tuffi „In meinem Traum waren viele Menschen irritiert. Sie fragten sich, wieso sie weiter arbeiten gingen und die Kitas und Schulen geöffnet blieben, als gäbe es kein Virus, während sie nicht mehr ins Restaurant durften oder Sport treiben konnten. Sie waren verständnislos darüber, dass ihnen alles genommen wurde, was ihnen Spaß machte und wollten die Entscheidung nicht mittragen, so spalteten die Menschen sich noch mehr.

Einige Zungen meinten, es ginge ja nur um den Erhalt der Wirtschaft und nicht um die Bildung der Kinder. Die Kinder würden doch nur in die Kita und Schule gehen, damit die Eltern arbeiten gehen können. So gab es Meinungen über Meinungen und kein WIR-Gefühl mehr.“ „Oh man“ piepste Fips „Das ist ja ein Alptraum, wann kommt das Happy End?“

„Hm“ sprach Tuffi leise vor sich hin „Das gab es irgendwie nicht. Die Menschen wurden unvorsichtiger und immer mehr Menschen steckten sich an. Schließlich musste das gesamte öffentliche Leben wieder runtergefahren werden und selbst zu Weihnachten durften sich nur ganz wenige Menschen sehen. Das brachte viel Kummer und Einsamkeit mit sich.“ „Das ist traurig“ sagte Fips „Die Menschen brauchen doch Hoffnung und Lebensfreude.“ „Na warte ab“ meinte Tuffi „Mein Traum ist noch nicht ganz zu Ende. „Ich habe geträumt, dass ich auf einer Wolke sitze und den Menschen ganz viele funkelnde Wunschsterne auf die Erde puste.“

Nun hopste Fips und rief: „Das freut mich jetzt aber, sonst wäre die Geschichte wirklich betrüblich. Tuffi schaute Fips an, senkte seinen Kopf und flüsterte:„Leider war es auch mit den funkelnden Wunschsternen nicht so einfach, denn sie waren an Bedingungen geknüpft. „Das ist aber fies“ maulte Fips „Geschenkt ist geschenkt, Bedingungen sind blöd.“„Aber so war es nun mal im Traum“ meinte Tuffi und schaute etwas ärgerlich. Sie wollte jetzt nicht unterbrochen werden. „Los jetzt“ spornte Fips sie an „Was waren es für Bedingungen?“

Tuffi begann: „Die Menschen konnten die Sterne fangen und sich etwas wünschen. Jedoch durfte der Wunsch nichts Materielles sein, er durfte nichts mit anderen Menschen zu tun haben und er durfte das Wort Nicht nicht enthalten“ endete Tuffi ihre lange Rede.

„Häh“… Fips sah aus, als hätte er drei Fragezeichen in seinem kleinen Mausgesicht. „Wie soll das denn gehen? Man wünscht sich doch zuerst ein neues Auto, Smartphone oder ein Haus, oder?“ „Stop“ sagte Tuffi „Meinst du das wirklich, nachdem du diese Geschichte gehört hast?“

Fips dachte nach und erinnerte sich an die vielen Gespräche, die er schon mit Tuffi geführt hatte und die vielen Erkenntnisse, die sie gewonnen hatten darüber, wie das Leben leichter und zufriedener werden könnte. „Also“ piepste er „Du hast recht, so dumm ist diese Bedingung gar nicht. Die Menschen könnten sich Frieden, Harmonie, Liebe, ein WIR-Gefühl, Solidarität, Hilfsbereitschaft,Freundlichkeit und vieles mehr wünschen. Aber halt, geht das? Hat das nicht auch mit anderen Menschen zu tun? Das war doch das zweite was man nicht durfte“ verkündete er nun aufgeregt. „Nicht unbedingt“ meinte Tuffi „Die Dinge, die du benannt hast, kann jeder Einzelne leben, unabhängig davon, was andere tun. Verändern kann doch jeder Mensch nur sich selbst und nicht den anderen. Wenn jeder bei sich anfängt, wird sich die Welt massiv verändern.“

Fips war voll dabei, diese Gedanken fand er großartig. „Ja“ rief er „Das geht. Es ist auch genial, dass wir uns jeden Tag dafür entscheiden können, es so oder so zu machen. In unserer Mäusefamilie ist das genauso wie bei den Menschen. Da erkenne ich einiges wieder. Aber das wäre eine Extrageschichte, die ich dir mal bei Gelegenheit erzähle.“ „Tuffi“, rief Fips,“Das dritte haben wir vergessen. Das war das mit dem „nicht“. Was aber leichter ist als die anderen Sachen. Es wäre ja unlogisch wenn ich mir wünschen würde, dass die Welt nicht friedlich sein soll. 

„Nun ja“, sagte Tuffi „Hast du von den Erwachsenen noch nie Dinge gehört, wie: Nicht rennen, nicht stolpern, nicht schmatzen, nicht…?“ „Ach so“ piepste Fips, jetzt verstehe ich was gemeint ist. Doch, das kenne ich auch aus unserer Mäusefamilie. „Siehst du“, meinte Tuffi. Wenn wir uns etwas wünschen, sollten wir es so wünschen, dass es auch in Erfüllung gehen kann. Das geht nur ohne das Wort „ Nicht“ und nur dann, wenn wir wirklich wissen, was wir uns wünschen und selbst alles dafür tun, dass der Wunsch in Erfüllung gehen kann. Das ist bei den Menschen auch nicht anders.

„Tuffi“, rief Fips „Die Menschen befinden sich gerade in einer ziemlich herausfordernden Situation. Ich wünsche ihnen,  dass sie diese meistern können und spüren, dass die schönsten Geschenke nicht in Papier eingepackt werden können, denn es sind Liebe, Familie, Freunde, Lachen, Gesundheit und Glück.

©Krüger&Thiel-Institut