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Mit Kindern über Krieg sprechen

Mit Kindern über Krieg sprechen

Aus aktuellem Anlass widmen wir uns dem schweren Thema, wie mit Kindern über den Krieg gesprochen werden kann.„Das darf jetzt einfach nicht sein“, denken Sie vielleicht, lastet die Schwere der letzten Jahre noch auf dem Rücken.

Doch nun ist es da, der Krieg ist real und die Bedürfnisse nach Leichtigkeit, Lebensfreude und Entspannung sind allzu oft unerfüllt geblieben.

Vielleicht schwanken Sie auch zwischen Mitgefühl, Angst, Fassungslosigkeit und Trauer.

Die Kinder spüren, dass es neben Corona ein weiteres Thema gibt, welches ihre Eltern, Großeltern und pädagogische Fachkräfte belastet.

Vielleicht haben Sie den Impuls gespürt, das Thema „Krieg“ vom Kind fern zu halten. Das Kind beschützen zu wollen, ist oft die erste Reaktion nachdem sich der eigene Schrecken etwas vermindert hat. Kinder haben feine Antennen, sie spüren die Schwingungen des Erwachsenen.

Egal wie bemüht Sie sind, zu Hause nicht über den Krieg zu sprechen und Medien vom Kind fernzuhalten. Sie bekommen meistens doch etwas etwas mit und stellen Fragen.

Fragen benötigen Antworten. Besonders, wenn das Kind aus Gesprächen der Erwachsenen etwas aufgeschnappt, oder im Radio Meldungen gehört hat, die es verängstigen, ist es wichtig, das Kind feinfühlig zu begleiten.

Hier finden Sie einige Impulse, worauf Sie im Gespräch mit Kindern achten können:

Das Kind entscheidet, ob und worüber es in der momentanen Situation sprechen möchte.

Kinder verarbeiten Ereignisse unterschiedlich. Das eine Kind wird vielleicht still und zieht sich zurück, während ein anderes Kind das Gespräch sucht und aktiv Fragen stellt.

Es benötigt das Fingerspitzengefühl des Erwachsenen, achtsam wahrzunehmen, ob das Kind über den Krieg sprechen möchte. Kinder die Fragen stellen, möchten Antworten. Sprechen Sie in einer kindgerechten Sprache und antworten Sie nur so, dass es zu der Frage des Kindes passt. Weniger ist oft mehr.

Fragt ein Kind: „Was ist eigentlich Krieg“, benötigt es dazu eine Erklärung. Passen Sie ihre Antwort dem Alter und Entwicklungsstand des Kindes an.

Einem jüngeren Kind reicht vielleicht eine solche Beschreibung:

Wenn zwei Länder miteinander so doll zanken, dass sie nicht mehr miteinander sprechen können, entsteht Krieg. Die Politiker finden keine friedliche Lösung mit Worten und kämpfen mit Waffen.

Ein älteres Kind benötigt vielleicht eine ausführlichere Ausführung.

Streiten sich zwei Staaten und die Politiker der Länder finden keine friedliche Lösung für ihren Konflikt, nennt man das Krieg. Die Politiker einer Regierung möchten die andere Regierung zu etwas mit Gewalt zwingen. Meistens wollen die Politiker ihr Land vergrößern und sich etwas nehmen, was dem anderen Land gehört. Im Streit verwenden sie manchmal nicht nur Worte, sondern auch Waffen. Im Krieg werden Menschen leider auch verletzt oder sterben.

Oder

Im Krieg kämpfen Soldatinnen und Soldaten verschiedener Staaten gegeneinander. Sie wollen das andere Land erobern und ihre Macht vergrößern. Die Politiker der Staaten sprechen nicht mehr miteinander, sie haben keine friedliche Lösung mit Worten gefunden.

Kinder suchen ehrliche Antworten, sie merken, ob der Erwachsene ihnen etwas verheimlicht, oder selbst nicht in der Lage ist über die momentane Situation zu reden. Manche Kinder hören dann auf zu fragen, um den Erwachsenen zu schützen. Die Ängste beim Kind können jedoch noch größer werden. Das worüber nicht gesprochen wird, ist in der Fantasie oft noch grausamer als die Wahrheit zu erfahren. Mit Wahrheit ist hier gemeint, die Infos wohl überlegt zu dosieren, ohne Ausschweifungen und brutale Einzelheiten. Versuchen Sei herauszufinden, was das Kind erfahren möchte. Was könnte hinter der Frage des Kindes stecken und weshalb fragt es genau das?

Achten Sie beim Gespräch mit dem Kind auch auf ihre eigene Befindlichkeit. Vielleicht sind Sie selbst stark betroffen von den Nachrichten und tun sich schwer mit der Verarbeitung der Ereignisse. Sie können die Kind gegenüber authentisch sein und gleichzeitig Zuversicht verbreiten.

„Ich mache mir auch Sorgen. Ich hoffe sehr, dass die Politiker sich wieder an einen Tisch setzen und miteinander sprechen.“ 

Mit einem solchen Satz ist der Erwachsene  einerseits authentisch und strahlt andererseits Zuversicht aus.

2. Die kindlichen Gefühle beachten

Kinder erleben die momentane Situation unterschiedlich. Manche Kinder fragen zunächst aus Neugierde, während andere traurig sind, weil sie gehört haben, dass Menschen im Krieg sterben.

Kinder möchten mit ihren Sorgen ernst genommen werden. Verzichten Sie auf Beschwichtigungen. Es ist nicht alles gut. Kinder entlarven solche Sätze schnell als Lüge und verlieren das Vertrauen, sich mit ihrem Anliegen an Erwachsene zu wenden. Sie können sich in das Kind einfühlen und die Mimik des Kindes spiegeln. Sie unterstützen das Kind in der Regulation seiner Gefühle, wenn Sie das kindliche Gefühl ansprechen, sofern das Kind, dies selbst nicht tut.

Es kann daraus eine Einfühlungsdialog entstehen. Kinder antworten oft darauf mit Ja-Ketten.

Erwachsener: „Du siehst traurig aus.“

Kind: Mit gesenktem Kopf sagt „Ja“.

Erwachsener: Wartet einen Moment ab, ob noch etwas vom Kind kommt und schaut das Kind liebevoll an.

Kind: „Das ist blöd.“

Erwachsener: Du findest es richtig blöd, wenn Menschen miteinander kämpfen.“

Kind: „Ja, Max und ich haben uns auch mal gehauen. Das war blöd.“

Erwachsener: „Du kannst dich daran erinnern, wie du dich mit Max gehauen hast und das war richtig blöd für dich.“

Kind: „Ja, kämpfen ist doof.“

Erwachsener: „Ja, die Politiker der anderen Länder tun ganz viel dafür, dass der Kampf aufhört und die Politiker wieder miteinander reden können. Max und du, ihr habt dann auch miteinander geredet, weißt du noch?“

Besonders unsicheren und ängstlichen Kindern kann der Erwachsene signalisieren: Ich bin für dich der Fels in der Brandung. Ich beschütze dich und passe auf dich auf.

3.Was sonst noch gut tun kann

Den eigenen Medienkonsum einschränken kann hilfreich sein, um in der eigenen Kraft zu bleiben. Vielleicht reicht es, nur zweimal am Tag Informationen aus einer seriösen Quelle zu holen.

Besonders junge Kinder im Vorschulalter brauchen den Schutz vor Nachrichten, die sie noch nicht einordnen und verarbeiten können. Wählen Sie bewusst Zeiten am Tag für die eigenen Informationen, wenn das Kind nicht mithören oder sehen kann.

Möchten Schulkinder oder Jugendliche Nachrichten sehen, können Sie dabei sein und anschließend mit ihnen über das Gesehene sprechen.

Kraft Momente im Alltag können Sie jeden Tag bewußt einfließen lassen. Was stärkt Sie und was stärkt das Kind?

Vielleicht tut es Ihnen gut, ein Ritual für sich selbst zu finden. Durch eine Meditation, eine Stärkekarte, einen Kraftstein oder etwas anderes was Ihnen Energie gibt.

Sie können mit dem Kind überlegen, was ihm Freude macht und auch im Alltag mit dem Kind ein stärkendes Ritual einbauen.

Besonders vor dem Einschlafen des Kindes tut ihm ein positiver Tagesabschluss gut.

Auch in diesen herausfordernden Zeiten gibt es kleine Momente im Alltag die Freude bereiten. Vielleicht mag das Kind abends mit Ihnen über diese Augenblicke sprechen. Manche Kinder möchten unbedingt aktiv werden. Sie können gemeinsam mit dem Kind Strategien entwickeln, die das Bedürfnis nach Hilfe, Gemeinschaft und Solidarität erfüllen und zur Bewältigung der eigenen Situation beitragen.

Manche Kinder möchten beispielsweise eine Kerze anzünden, für den Frieden oder bei einer Friedensversammlung in der eigenen Stadt mitmachen.